Die Ausstellung „Fremde Heimat – rettende Kindertransporte aus Hannover 1938/39“ ist vom 28. Oktober bis 18. November 2015 im Neuen Rathaus Hannover, Bürgersaal, täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

Hintergrund

Über 10 000 jüdische Kinder und Jugendliche verließen zwischen 1938 und 1939 ohne ihre Eltern das nationalsozialistische Deutschland im Rahmen der sogenannten Kindertransporte, wurden in Großbritannien von Gastfamilien aufgenommen und konnten so der nationalsozialistischen Verfolgung entkommen. Ausgelöst durch die Verbrechen der Pogromnacht beschloss das britische Parlament am 21. November 1938, unbegleitete jüdische Kinder aus Deutschland einreisen zu lassen. Über die BBC wurden Familien aufgefordert, Kinder aus Deutschland aufzunehmen. Die Organisation wurde in Großbritannien durch die Initiative „Movement for the Care of Children from Germany“, in Deutschland durch die Abteilung „Kinderauswanderung der Reichsvertretung der Juden in Deutschland“ und von den jüdischen Gemeinden vor Ort übernommen.

Die Kinder entkamen zwar meist der direkten Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime in Deutschland mit ihrer Flucht nach England, in die Niederlande und in die USA, litten aber durch die indirekten Folgen ihr Leben lang. Die frühe und schmerzhafte Trennung von den Familien, die zum größten Teil nie wiedergesehen wurden, führte nicht nur zu einem emotionalen Bruch und zu Schuldgefühlen, sondern auch zu einem kulturellen Bruch. Es wurde notwendig, eine neue Identität zu finden, jenseits der bisherigen Lebensbiographie. Die Kindertransporte mussten mit Beginn des Zweiten Weltkriegs beendet werden.

Die Städtische Erinnerungskultur hat durch intensive  Forschungsarbeit Biographien von hannoverschen Kindern recherchieren können. Diese Biographien, das Schicksal der Kinder, aber auch ihrer Familien, werden in der Ausstellung „Fremde Heimat. Rettende Kindertransporte aus Hannover 1938/39“ nachgezeichnet, und somit wird ein wichtiges Kapitel der hannoverschen Verfolgungs- und Emigrationsgeschichte erstmals ins öffentliche Bewusstsein gerückt. (Städtische Erinnerungskultur der Landeshauptstadt Hannover)

Von der Abteilung Städtische Erinnerungskultur der Landeshauptstadt Hannover beauftragt, haben wir die Gestaltung der Ausstellung übernommen.

Das Gestaltungskonzept für Ausstellungsfahnen, Flyer, Plakat und Katalog war der erste Schritt, danach haben wir uns an die Umsetzung „gemacht“ – Layout für 48 Ausstellungsfahnen, 268 Seiten Katalog sowie 114 Seiten englischer Begleitband, Bildbearbeitung und Erstellen der Druckdaten…

Der Katalog sowie eine englischsprachige Broschüre sind im Verlag Hahnsche Buchhandlung erschienen.

Schriften zur Erinnerungskultur in Hannover, Band 8.1
„Fremde Heimat. Rettende Kindertransporte aus Hannover 1938/39“
Herausgeber: Karljosef Kreter, Julia Berlit-Jackstien, Florian Grumblies, Edel Sheridan-Quantz
ISBN: 978-3-7752-6207-1
Verlag Hahnsche Buchhandlung

Englischer Begleitband
Schriften zur Erinnerungskultur in Hannover, Band 8.2
„Strange home. Kindertransports from Hannover 1938/39“
ISBN: 978-3-7752-6191-5

Die Ausstellungseröffnung war am 28. Oktober 2015.